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Der Schatz

Kurz vor einer Weihnacht, nahe der Jahrtausendwende, besuchte ich mit meinem Sohn die Brockenstube Affoltern. Er suchte nach einem Geschenk für meinen damaligen Freund, den jetzigen Ehemann. Der stammte aus der Region am Greifensee. Bald wurden wir fündig. Ein schönes Buch mit Bleistiftzeichnungen von den Dörfern um den Greifensee ("Am Greifensee" - 42 Federzeichnungen von Hans Künzi, Text von Otto Schaufelberger). Für den 13-jährigen auch erschwinglich, da ja Brockenstube.

Das Buch war sehr luxuriös in einer Schutzhülle. Wir haben das Buch also gekauft und zu Weihnachten dann unter den Baum gelegt. U. hat auch mit Freude das Buch herausgezogen und angeschaut. Tolles Geschenk!

Aber als er das Buch wieder in die Hülle stecken wollte, ging es nicht mehr ganz hinein. Da haben wir nachgeschaut und siehe da: Ein Papier steckte in der Hülle. Wir haben das Papier herausgezogen und auseinandergefaltet. Es war folgender Brief:

Mein lieber Ferdinand

Ich habe etwas ganz interessantes, pyramidales gefunden. Gestern, in einer Buchhandlung, sah ich dieses Buch, mit den Zeichnungen. Und auf einer, ist etwas ganz besonderes zu sehen.. Kannst Dir denken was ich meine?
Ich habe mich nämlich wieder erinnert!!! Bin ganz aufgeregt!!

Du weisst sicher auf was ich anspiele - Seit meinem Unfall, als mir dieser gemeine Eugen den Stein auf den Kopf gehauen hat - jetzt ist die Erinnerung zurückgekommen. Ich habe es Dir ja erzählt, dass ich etwas vergraben wollte, Was ich in den Ruinen dort auf dem idyllischen kleine Hügelchen, im Steinviereck gefunden habe. Nach dem Schlag jedoch, habe ich leider den Ort des Verstecks vergessen. Der Eugen wollte es mir wegnehmen, die Ratte.

Hoffentlich bist du noch in besserem Gesundheitszustand. Ich kann leider nicht mehr hingehen. Jedoch bin ich durch die kleine Erbschaft, letztes Jahr, in der komfortablen Lage darauf verzichten zu können.

Bitte geh Du hin.. die Seite im Buch ist der Tag deines Geburtstages.

Es befindet sich auf der Seite des Sterns der weist.

So viele cm nach rechts, wie das Mittel mit dem man meinen Kropf untersucht hat, schwer ist, jedenfalls sehr genau gemessen.



In Freundschaft

Dein Hans

Das war eine Aufregung! Ueber was schreibt der denn? Das tönte ja, als ob einer einmal einen Schatz versteckt hätte und sich nicht mehr erinnern konnte wo?

Aber... war der Schatz noch da? Hat der Ferdinand den Brief überhaupt gefunden?

Es war ca. 17 Uhr und wir sassen gemütlich vor dem Baum und haben unsere Geschenke ausgepackt. Dann gut gegessen und hübsch Lieder gesungen.

Um 19 Uhr sassen wir im Auto mit Spaten, Schaufel, Taschenlampe, Metermass und ähnlich nützlichen Werkzeugen.

Wo war denn jetzt der Schatz?

Also.. ich erzähle euch über unsere Ueberlegungen:

Es gab in dem Buch eine Seite, also ein Bild, wo ein Gebäude oder etwas dargestellt war, das Seiten hatte. Und diese Seite war unter den Seiten 1-31 zu finden (weil ein Monat nur soviele Tage hat).

Wo nun? Norden, Osten, Westen oder Süden? Dort wo der Stern ist, der weist. Wisst ihr es?
Ja, der Nordstern, der weist den Seeleuten die Himmelsrichtung.

Da gab es einige Seiten zur Auswahl:

Seite 1 - 2 Häuser inmitten von Bäumen

Seite 8 - ein Bauernhof mit mehreren Gebäuden

Seite 10 - ein Riegelhaus

Seite 19 - ein Kirchlein (abgerundet)

Seite 22 - Schloss Greifensee

Seite 27 - Denkmal auf der Blutmatte

Seite 28 - Mühle

Also, wirklich passend dünkte uns nur das Kirchlein und das Denkmal. Wir haben uns (weiss auch nicht mehr warum, jedenfalls nach langen heissen Diskussionen), für das Denkmal entschieden.

Wie das Mittel, mit dem man den Kropf untersucht hat??? Mit was untersucht man denn einen Kropf? Aber da wusste ich Bescheid, denn das hatte ich beruflich einmal gemacht. Das war Jod! Und ich erinnerte mich an Zahlen Jod 131 und Jod 133.

Aus was bestand denn nun dieser Schatz?

Ruinen, idyllisches kleines Hügelchen? Steinviereck?

Unsere Leser der 2. Hälfte der S-BahnS9 (also nicht die Säuliamtler, die in unserem ForumS9 immer besser wegkommen) wissen, dass es wirklich so etwas in der Nähe des Greifensees gibt. Also nicht am Greifensee, aber in der Umgebung. Jedenfalls ein Ort, wo man wirklich etwas hätte finden können. Wisst ihr schon, wovon ich rede?

Das Römerkastell von Irgenhausen liegt auf einem idyllischen kleinen Hügelchen, und ist eigentlich nur noch ein Steinviereck.

Die Suche:

Ca. um 19:30 Uhr in der Weihnachtsnacht stehen wir also auf der Blutwiese in Nänikon. Mit unseren Werkzeugen bewaffnet pirschen wir uns an das Denkmal heran, einen viereckigen Steinbau mit Mahntafel. (Das Schloss Greifensee wurde 1444 von den Eidgenossen belagert, man hatte der Besatzung freien Abzug gewährt, jedoch dann doch alle umgebracht).

Auf der Nordseite messen wir von links mal so 131/133 cm ab und beginnen zu graben.

Nach kurzer Zeit sehe ich im Licht der Taschenlampe etwas kleines Rundes! Eine Münze!

Na ja, im ganzen haben wir 4 alte Münzen gefunden, bei genauerer Besichtigung stellen sie sich als Römermünzen heraus.

Heimfahrt:

Auf der Heimfahrt sind wir ganz aufgeregt... prüfen und säubern die Münzen. Eine ist goldig, die anderen silbern oder kupfern. Sind die wirklich echt? Es wird auf der Goldmünze herumgebissen um zu prüfen ob es Bissspuren gibt.

Zuhause:

Zuhause haben wir dann weiter gewerweisst und uns gefragt ... und dann bin ich ins Schlafzimmer gegangen und habe das Kartonbriefchen geholt, mit der Beschreibung der Münzen, die ich vor 5 Tagen im Landesmuseum Zürich gekauft hatte, als Replikate. * big smile


Am nächsten Tag haben wir die ganze Show mit meinen Verwandten durchgespielt, bis sie alle mit Spaten und Schaufel an der Tür standen. Dann ihnen die Münzen gezeigt und erst, ganz zum Schluss den Karton... wahrlich... diese Weihnacht werden wir nie vergessen.

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Juli 2005