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Sehr geehrte Damen und Herren

Hoppla, das kann ja nicht sein, dass ausgerechnet ein Schlüsselwort des Zürichdeutschen in der vorgelegten Übersetzung nicht verwendet wird:
Ein richtiger Zürcher Bub hat nicht ein Messer, ja nicht einmal ein Sackmesser bei sich, sondern einen HEGEL. Davon hat er ja auch seinen Übernamen: ZÜRIHEGEL.

Dann noch zur Orthographie: läär und wäär ist nicht richtig, respektive eben “lätz”! Hochdeutsches leer wird auf Zürichdeutsch als lèèr gesprochen, also mit halboffenem e – so wie in der Standardsprache das ä (Träger, hängen) oder im Französischen das è mit accent grave (mère, règle) ausgesprochen wird.

Bei “Seligkeit” und “umetreit” ist es nochmals “lätz”. Diese Wörter werden mit überoffenem ä gesprochen, eine Klangfärbung, die ein Bundesrepublikaner nicht kennt. Die beiden Wörter müssten Seeligkäit und umeträit gesprochen werden. - Diese dreifache Trennung des e-Lautes gibt es nur in Zürich und Umgebung. Ostschweiz, Zentralschweiz und Bernerdialekte haben nur 2 Variationen:

Standardsprache

See

Markt

Regen

Berndeutsch

See

Märit

Räge

Ostschweiz

See

Mèèr(k)t

Rège

Zürichdeutsch

See

Mèèrt

Räge oder Rääge


Aus diesem Grund hat der Linguist Prof. Eugen Dieth 1938 die “Schwyzertütschi Dialäktschrift” definiert, die ermöglicht, den Klang jedes Schweizerdialekts festzuhalten. Den Mittelhellen e-Ton schrieb er damals mit ë, heute ist es das è, was für jeden französisch Sprechenden sofort klar sein müsste.
Ihr Übersetzer aus dem Kanton Appenzell-Ausserrhoden hat dies übrigens richtig vermerkt, obwohl es ihn nicht betrifft.
Jede Konzession gegenüber dieser e/è/ä-Regel führt im Zürichdeutschen zu Fehlinterpretationen, wie oben dargelegt.
In den “Nur zwei-e-Dialekten” bleiben mindestens zu Unklarheiten.


Mit eme hèèrzliche Gruess vom Zürisee!

Chlaus Walter / WALTER-VERLAG Meilen (mit Schwergewicht Zürichdeutsch!)

Meine Variante von der Mitte des Zürichsees, rechtes Ufer:


Mim Bueb sin Hosesack
Zürichsee-Dialekt
En alti Chäpslipischtole
es Portmenee, natürlich lèèr
En Bleischtift (früher auch: es Bleiwiis) und es Stückli Chole
Es Naastuech, wo gärn suber wèèr,
Es gröönelig-grüens Stuck Kandiszucker,
En Chlee, vierblettrig und verblüet (kein h als Dehnung!)
En Hegel und e Hampfle Chlüüre
Es Loos, wo sicher nüme ziet, (kein h als Dehnung!)
Zündhölzli und es Niele-Zwiigli (alle Dehnungen durch Verdopplung)
Es Bileet uf de Münschterturm, (Möischerturm)
E Lupe-n und es Muulörgeli
und z'underscht nu en Rägewuurm (No im Tösstal)
Was sonen Chnopf – s isch fascht es Wunder-- (Apostrophe werden nicht mehr verwendet)
nöd alles mit sich umeträit!
En Sack voll Gnoosch, Dräck und Plunder? (ich würde schreiben Gnuusch)
En Sack voll Buebe-Seligkäit!