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Türen zum freien Gestalten

Zur Ausstellung „Bilder zwischen Glas“ von Gabriela Gartrell im Haus der Stille, Kappel

Von Ernst Schlatter und Gabriela Gartrell

Aufgewachsen ist Gabriela Gartrell in Zürich. Ihre Lehr- und Wanderjahre führten sie über Genf, Kanada, England, in die Ostschweiz, und vor einem Jahr, schliesslich in den Tessin. Ihr Atelier befindet sich in San Nazzaro.
Auch ihr Ausbildungsweg und ihre Tätigkeiten zeigen, dass sie immer auf der Suche war nach einem Medium und Ausdrucksmitteln, die ihrer Kreativität entsprechen würden.

Dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Zürich und einer Ausbildung als Dekorationsgestalterin folgte eine Ausbildung zur Musiklehrerin für die musikalische Grundschule. Beide Tätigkeiten übte sie – zum Teil parallel nebeneinander – aus; war daneben aber auch als Stylistin, Näherin, Marktfahrerin und Köchin unterwegs.

Beschäftigung mit dem Raum

Vor acht Jahren hat sie begonnen, Bilder zwischen Glas zu gestalten. Bei der Beschäftigung mit dem Raum entstand die Idee zu Bildern, die nicht nur an der Wand, sondern die im Raume hängen. Sie stellte sich gleichzeitig die Aufgabe, dass alles sichtbar sein sollte. Als Materialien verwendet sie fast ausschliesslich Blattgold, alte Seide und transparent wirkende Dinge aus der Natur, zum Beispiel Blätter und Anderes.
Ein Grossteil der Bilder hat wohl seinen Ursprung in ihrer Beschäftigung mit der Kalligrafie. So finden sich Titel wie: Hebräisches Alphabet, Lateinisches Alphabet und Arabisches Alphabet.
„Die Disziplin, die ich für die kalligrafischen Arbeiten brauche, hat etwas Meditatives: sie schafft den Raum für Weite und Kreativität. Sie bringt mich entweder auf den Boden, zum Handwerk oder sie trägt mich fort und öffnet Türen zum freien Gestalten.“ So Gabriela Gartrell im Gespräch.

Respekt vor den Zeichen

So wie jede Letter, jedes Zeichen – bei der arabischen und japanischen Schrift vielleicht am deutlichsten – ihre ganz eigene Be-Deutung haben, vertraut sie der Kraft der Zeichen, geht auf das Spiel mit den Lettern ein und lässt sich durch deren Formenreichtum inspirieren. So entstehen filigrane Gebilde, die ebenso den Betrachter zum Spiel herausfordern. Da sieht er plötzlich sein eigenes Gesicht gespiegelt im Blattgold eines Bildes und fühlt sich selbst mit-einbezogen in Gabriela Gartrells Arbeiten.
Am Eindrücklichsten ist wohl diese „Zurückbindung“ (lat. religio) beim einzigen Bild, das im Giebel des Hauses der Stille hängt: Dem Vaterunser, das wie für diesen Raum geschaffen scheint.
Nach ihren ersten Ausstellungen (1996 im Amtshauskeller in Rüti) hat sie auch begonnen Arbeiten auf Bestellung zu realisieren, so zum Beispiel für das Schweizer Jugend-Sinfonieorchester. Ihre nächste Ausstellung wird dieses Jahr im Lassalle-Haus, Bad Schönbrunn bei Zug zu sehen sein.

Adresse: Gabriela Gartrell, 5675 San Nazzaro



Zuletzt geändert am 4.2.2003