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Der neue Kunstführer über das ehemalige Zisterzienserkloster Kappel ist erschienen

Pressorientierung vom 13. März

Die Geschäftsführerin, Edith Wieland und die theologische Leiterin, Dorothea Wiehmann Giezendanner hatten auf letzten Donnerstag eingeladen, um vom Autor des neuen Führers, Dr. Roland Böhmer und dem ehemaligen langjährigen Leiter des Hauses der Stille und Besinnung, Pfarrer Christoph Hürlimann über die Hintergründe der Entstehung und die neuen Forschungsergebnisse zu erfahren. Ebenfalls anwesend war die für die meisten sehr ansprechenden Fotografien verantwortliche Fotografin, Elvira Angstmann.

Von Ernst Schlatter

Die kantonale Denkmalpflege beauftragte im Jahr 2000 den Kunsthistoriker Dr. Roland Böhmer, eine vollständige Neufassung des 1961 in der Reihe "Schweizerische Kunstführer" der Gesellschaft für Schweizerischen Kunstgeschichte erschienen Führers über die Klosterkirche Kappel zu verfassen. Nachdem 1975 auch die zweite Fassung mit einem Text des damaligen Kunstdenkmälerinventarisators Hans Martin Gubler schon seit einiger Zeit vergriffen war, schien es angezeigt, in der Neufassung einerseits die ehemaligen Konventsgebäude des Klosters mit einzubeziehen und anderseits auch die neuen Erkenntnisse der baugeschichtlichen Untersuchungen der letzten 25 Jahre zu berücksichtigen.

Neue Forschungsergebnisse berücksichtigt

Diese Untersuchungen haben ergeben, dass in der Klosteranlage noch in beträchtlichem Masse Bauteile aus dem Mittelalter stecken. So ist im Amtshaus das ehemalige Krankenhaus (Infirmitorium) des Klosters teilweise erhalten geblieben. Die dendrochronologische Untersuchung ergab, dass das Bauholz für die Deckenbalken dieses Gebäudes im Jahr 1209/10 geschlagen worden ist. (Dendrodatierung ist eine neue Methode, um das Fälldatum von Bäumen zu bestimmen, siehe Kasten)
Ebenfalls seit den Forschungen von Hans Rudolf Sennhauser in den 1980er Jahren ist bekannt, dass an der Stelle der heutigen Klosterkirche bereits ein Vorgängerbau, also eine romanische Kirche stand, von der ein Rest im Mauerwerk des südlichen Querschiffs enthalten ist. Ebenso Aufsehen erregend sind die Ergebnisse der dendrochronologischen Untersuchungen des imposanten Kirchdachstuhls: Das dafür notwendige Bauholz wurde im Winterhalbjahr 1303/04 geschlagen und der Dachstuhl wahrscheinlich im folgenden Sommer aufgerichtet.
Nach den Erläuterungen des Kunsthistorikers Roland Böhmer stellte Pfarrer Christoph Hürlimann an der Presseorientierung die veränderte Wahrnehmung des Klosters Kappel in der Öffentlichkeit während der letzten vierzig Jahre auf anschauliche Weise dar. Besonders hob er hervor, dass neben dem äusseren Wandel von der ehemaligen Armenanstalt zum Seminarhotel auch die wachsende Selbstverständlichkeit des ökumenischen Miteinander zu erleben war.

Neuer Zugang zu einem bedeutenden Bauwerk

Mit dem neuen Kunstführer liegt nun ein 48 Seiten starkes Werk vor, welches das wohl am besten erhaltene Zisterzienserkloster der Schweiz sehr anschaulich illustriert (30 Abbildungen, wovon 14 in Farben) und mit einem Glossar, das die baugeschichtlichen Ausdrücke erklärt, versehen ist und so sowohl für den interessierten Laien als auch für Fachpersonen einen neuen Zugang zu diesem bedeutenden Bauwerk im Knonaueramt darstellt.
Der neue Kunstführer "Das ehemalige Zisterzienserkloster Kappel am Albis - Haus der Stille und Besinnung" kann an der Réception im Haus der Stille oder bei der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, 3012 Bern; Telefon 031 303 38 38 zum Preis von 13 Franken bezogen werden.
Schon jetzt machen drei grosse Fahnen mit den Stichworten "zeit raum bewegung" am Rand des Kappeler Weihers auf das 20-Jahr-Jubiläum aufmerksam. Der Anzeiger wird laufend auf die verschiedenen Veranstaltungen hinweisen und über die Festlichkeiten berichten. Die Homepage des Hauses der Stille und Besinnung www.klosterkappel.ch gibt ebenfalls aktuelle Hinweise.

Dendrodatierung:

Die Anfänge der Dendrochronologie reichen ins Jahr 1914 zurück. Der Amerikaner Andrew E. Douglass untersuchte mehrhundertjährige Ponderosa-Kiefern und stellte fest, dass die Bäume jedes Jahres einen neuen Jahrring bilden, der je nach klimatischen Bedingungen breit oder schmal ausfällt. Er fand im Vergleich heraus, dass die gleichzeitig gewachsenen Stämme auch das gleiche Muster aufwiesen, also die gleiche Abfolge von schmalen und breiten Jahrringen besassen.
In den achtziger Jahren schafften es mehrere Dendrochronologen aus ganz Europa in gemeinsamer Arbeit die "schwimmenden" Dendrokurven zu einer absoluten zusammenzuhängen. Das gelang vor allem dank dem unermüdlichen Sammeln und Messen von uralten Eichenstämmen aus Flussschottern und Mooren. Heute reichen diese Jahrringkalender bis ins 9. Jahrtausend zurück. (nach Geneviève Lüscher; NZZ, 6.2.2002) eschla

Bilder (eschla)