Der in Obfelden geborene Alfred Bruder und Martin Widmer, der Autor des im Limmat Verlag herausgekommenen Buches
Krawattenende, las Ende Januar 2005 in Obfelden. - Die Geschichte des Créateurs Alfred Bruder und seiner
Cravatex AG, bescherten dem zahlreich in der Bibliothek Obfelden erschienenen Publikum einen ungewöhnlich
spannenden Abend mit Lokalkolorit und einem Duft aus der grossen, weiten Welt.
Von Ernst Schlatter
«Ein Juwel von einem Sachbuch - ein Abenteuerroman aus der Textilbranche», so schwärmt zu Recht
Daniel Di Falco in seiner Rezension im «Bund». Doch am vergangenen Freitag wurde nicht nur die Geschichte
hinter dem Buch durch die von Martin Widmer treffend ausgewählten Textstellen lebendig; auch die dahinter
stehende Person zeigte sich in allen seinen vielen Facetten.
Durch die Anwesenheit von Alfred Bruder und seine träfen, zwischen die lebendige Lesung eingestreuten Erzählungen
erlebte man ein Stück schweizerischer Textilgeschichte aus erster Hand.
Widmer hatte sich die Geschichte von Bruder erzählen lassen, in vielen Gesprächen und 33 handgeschriebenen
Faxbriefen aus dem Tessin und aus Kanada, wo Bruder abwechslungsweise lebt.
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Christiane Zaugg, Leiterin der Bibliothek Obfelden (links) begrüsst Alfred Bruder und den Buchautor und Historiker
Martin Widmer bei der Lesung in Obfelden. Bild: Ernst Schlatter |
Doch Mitte der 70-er-Jahre stellt er fest, dass sogar am Fernsehen die Präsentatoren (zum Beispiel Mäni Weber) und die Tageschausprecher ohne Krawatte im Rollkragenpullover auftreten. Er merkt, dass die Kunden zuerst nach den Preisen fragen und dann erst seine Kollektionen anschauen und nicht mehr umgekehrt wie früher. Er hat nach einer langen Reise über Stockholm, Turku, Kopenhagen, Amsterdam, Brüssel, Lyon, Paris, Madrid, Porto nur eine einzige Bestellung in der Tasche. Und so zieht er 1975 bei einem einsamen Spaziergang am Atlantik Bilanz und schickt ein Telegramm nach Zürich:«Sehe nur noch Liquidation».
Dem Historiker Martin Widmer ist mit dem Buch «Krawattenende» viel mehr als eine Biografie gelungen.
Er ist kein Historiker, der gerne in Archiven stöbert. Durch Informationen aus vielen persönlichen Befragungen
hat er diese faszinierende historische Reportage geschrieben: «Den Roman eines Abenteuers in der Textilbranche",
um nochmals den «Bund» zu zitieren.
Beim anschliessenden von der Bibliothek offerierten Apéro begnete der 81-jährige Alfred Bruder noch
ehemaligen Klassenkameraden aus Obfelden und gab bereitwillig Auskunft über sein jetziges Leben.
Martin Widmers Buch «Krawattenende. Die Geschichte des Créateurs Alfred Bruder und seiner Cravatex
AG, 1954 bis 1975» ist letztes Jahr im Limmat Verlag, Zürich erschienen. In der Buchhandlung Scheidegger
ist es am Lager.