Ferienzeit ist Fotozeit. Doch auch die Digitalfotografie muss gebührend vorbereitet
und überlegt ausgeführt werden. Kleines Einmaleins der Digitalfotografie.
Mit Genehmigung des Autors - TAGES-ANZEIGER / 2005-07-11 - der heutigen Zeit angepasst 4.2.2008
Für die Urlaubsfotos vom Strand ist eine klobige Superzoom-Kamera so ungeeignet
wie die Kleine im Kreditkartenformat für die Fotosafari in Tansania.
Entwickeln Sie Klassenbewusstsein. Die Modellpalette lässt sich in vier Kategorien einteilen: Winzige
Design-Gadgets, Knipsboxen für gute Familienbilder, Kombi-Kameras für gehobene Ansprüche und die
digitalen Spiegelreflex für Hobby-Fotografen. Überdenken Sie den Einsatz ihrer Kamera, wählen Sie
(ehrlich) Ihre Klasse und achten Sie auf praktische Details:
Meiden Sie Effekthascher. Vergessen Sie das "digitale Zoom". Es ist lediglich eine Vergrösserung
des Bildausschnitts - bei entsprechendem Detailverlust.
Seien Sie bequem. Wer einfach gute Bilder schiessen will, sollte auf eine Vielzahl an Motivprogrammen (Porträt,
Landschaft, Museum, Nachtaufnahme, Strand etc.) achten und diese anwenden.
Fachliteratur weiss Rat: Empfehlenswert ist die Photoguide-Reihe von National
Geographic (www.nationalgeographic.de) und die Rororo-Serie zur Digitalfotografie (Sachbuchreihe "Computer",
www.rowohlt.de).
Experimentieren Sie. Knipsen Sie, was das Zeug hält! Probieren kostet nichts (mehr), und es lohnt sich,
das gleiche Bild mit verschiedenen Parametern aufzunehmen. Dank Sofortkontrolle auf dem Kameramonitor erzielen
Sie eine steile Lernkurve.
Druck(s)en Sie herum. Die Verzögerung zwischen Auslösung und effektiver Aufnahme vieler Digicams
lässt sich umgehen: Um die Freundin beim Sprung in den Pool zu erwischen, visieren Sie das Sprungbrett an,
drücken Sie den Auslöser halb - die Kamera stellt scharf - und drücken Sie ganz durch, wenn die
Freundin springt.
Blitzen Sie (nicht). Im Schultheater der Tochter erhellen sie mit dem Blitz nur die Köpfe im Publikum
und selten die Bühne. Erhöhen Sie lieber die ISO-Empfindlichkeit der Kamera und/oder benutzen Sie ein
Stativ. In der Mittagssonne dagegen kann der Aufhell-Blitz das Gesicht Ihres Liebsten im Schatten der Baseball-Mütze
erhellen.
Achten Sie auf Sand und Schnee. Helle Hintergründe lassen viele Kameras unterbelichten - Schnee und
Sanddünen werden grau statt weiss, weil die Kamera auf "ausgewogene" Verhältnisse geeicht ist.
Benutzen Sie die Belichtungskorrektur oder die Einstellung "Strand/Schnee" im Menu.
Gehen Sie in die Tiefe. Die Weite einer Landschaft kommt meist besser zur Geltung, wenn das Bild einen Vordergrund
aufweist (der durchaus unscharf sein darf), und
Erweitern Sie den Horizont. Superzooms verführen zu sinnloser Tele-Fotografie. Gut komponierte Weitwinkel-Aufnahmen
sind das Ah! und Oh! vieler Profis.
Ordnung ist das halbe Leben. Software wie das kostenlose Archivprogramm "photoshop
album" gibt's auf www.foto-freeware.de.
Geizen Sie nicht mit Speicherplatz. Löschen Sie unterwegs nur eindeutig unbrauchbare Bilder. Der Kameramonitor
erlaubt keine objektive Beurteilung der Details oder Farben.
Verzichten Sie auf Kompromisse. Setzen Sie die Qualität (Kompression) und die Bildgrösse (Auflösung)
auf den höchsten Wert. Sie würden es bereuen, wenn der Schnappschuss ihres Lebens aus Qualitätsgründen
nicht gedruckt werden kann.
Hände weg vom Original! Kopieren Sie zu Hause die Dateien sofort auf einen Datenträger (CD, DVD)
und behandeln Sie sie wie Negative. Bei der geringsten Manipulation (Drehen!) mit anschliessender (JPG-) Neuspeicherung
verlieren Sie Bildinformationen und häufig den EXIF-Dateianhang, der alle Kameradaten enthält.
Seien Sie pingelig. Auch wenn Sie - sehr empfehlenswert! - ein Archivprogramm mit Suchfunktion und Schlagwortkatalog
benutzen: Die Originaldaten bleiben am besten übersichtlich in Jahres- und Monatsordnern gespeichert.
Für ernsthafte Foto-Nachbearbeitung ist der teure Photoshop die Referenz
(www.adobe.de), die light-Version "Photoshop Elements" bietet ausreichend Funktionen, und das Konkurrenzprodukt
"Paintshop Pro" (www.corel.de) bringt für einen Bruchteil des Preises den Photoshop-Leistungsumfang.
Weniger ist mehr. Benutzen Sie die "digitale Dunkelkammer" mit Mass. Kaufen Sie ein zu Ihrer Software
passendes Buch und lernen Sie, ihre Fotos mit dezenten Eingriffen zu verbessern.
Hände weg vom Original (2)! Bearbeiten Sie nur Kopien des Originalfotos, und speichern Sie diese zunächst
als BMP- oder TIFF-Datei, nicht als JPG! Dessen platzsparende Kompression vernichtet bei jedem Speichervorgang
Bildinformationen.
Greifen Sie zur Schere. Die Funktion "beschneiden" belohnt die Mutigen: bringen Sie das Motiv
mit einem beherzten Ausschnitt besser zur Geltung.
Spielen Sie mit Gamma. Anders als Film haben Digitalkameras eine lineare Dynamik: Mittlere Helligkeitswerte
werden "zu dunkel" abgebildet. Die "Gammakorrektur" gleicht dies aus. Vermeintlich überbelichtete
Bildteile können mit einer Anpassung des Gammawerts am PC besser aufgehellt werden als mit der Funktion "Helligkeit/Kontrast".
Wechseln Sie die Ebene. Wichtigstes Feature hochwertiger Grafikprogramme ist die Ebenenfunktion: Damit lassen
sich Bildausschnitte auf "Folien" übereinander schichten und bearbeiten oder zwei Fotos kombinieren.
Machen Sie sich damit vertraut - es lohnt sich!
Keine Briefbomben, bitte! Wenn Sie Bilder per Email zur Ansicht verschicken, sollten
Sie sie eindampfen: Im Grafikprogramm schrumpfen Sie das Bild auf 1000 Pixel Breite und speichern das Ergebnis
als Kopie im Format JPG mit 20 Prozent Kompression.
Vertrauen Sie dem Labor. Verzichten Sie auf eigene Ausdrucke - die kosten mehr als online- oder im Fachhandel
bestellte Prints auf Fotopapier. Liefern Sie zudem keine (zu stark) korrigierten Dateien ab: Die meisten Labors
verfügen über eine akkurate automatische Bildkorrektur.
Kleben Sie die Bilder ins Netz. Online-Fotoalben sind bei den meisten Internet-Providern zu haben, oder
aber bei spezialisierten Webseiten - in der Regel kostenlos. Häufig kann Ihre Verwandtschaft in Übersee
direkt aus den privaten Alben Prints bestellen - und berappt die Kosten dafür selber.
Stellen Sie sich der Kritik. Sie können Ihre Bilder auch einem weltweiten, fachkundigen Publikum vorlegen
und auf dessen Verbesserungsvorschläge zählen. Die Referenz für solche Foren sind, in englischer
Sprache, www.photo.net oder www.deviantart.com.
Picasa von Google ist ein Gratis Bildbearbeitungsprogramm, mit dem man
auch die Bilder problemlos gratis ins Internet stellen kann.
Irfanview, auch ein Gratis-Bildbearbeitungsprogramm, inzwischen massiv verbessert.
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die Bilder, die Sie senden wollen - dann rechter Mausklick und "senden an".