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Dialekt-Verbot an Schweizer Schulen

Aus: 20 Minuten, 20. März 2003

Bern. Schluss mit Mundart an den Deutschweizer Primarschule: Künftig soll der Unterricht in allen Fächern zwingend auf Hochdeutsch abgehalten werden - auch im Turnen und in der Handarbeit. So sehen es die Grundsätze zur Reform des Sprachunterrichts vor. Damit nicht genug: Auch in Kindergärten sollen sich die Kids bald auf Hochdeutsch unterhalten, empfehlen Experten. Projekte laufen bereits: Das Dialekt-Verbot stösst bei der SVP und bei Schweizer Mundart-Sängern auf Unverständnis.

Pflichtstoff Hochdeutsch?

An den Deutschschweizer Primarschulen soll nur noch auf Hochdeutsch unterrichtet werden. Während die SP diese Massnahme unterstützt, spricht die SVP von einem «fertigen Chabis». «Eine konsequente Förderung des Hochdeutschen in den Primarschulen in allen Fächern liegt voll im Trend», erklärte Gabriela Fuchs, Kommunikationsbeauftragte der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK). Gründe dafür seien einerseits der wachsende Anteil fremdsprachiger Schüler, andererseits sollen die Schüler auch die Chance erhalten, die Standardsprache besser zu lernen. Deshalb sehen die innerhalb der EDK geltenden Grundsätze zur Reform des Sprachunterrichts eine konsequente Förderung der Standardsprache vor. Bei der SVP stösst diese Neuerung auf Unverständnis: «Das ist fertiger Chabis - es ist wichtig, dass die Schüler richtig Mundart sprechen können», wetterte SVP-Generalsekretär Gregor Rutz. Trotzdem: Experten gehen noch weiter - sie empfehlen, dass vermehrt auch in Kindergärten auf Hochdeutsch gespielt werden soll, wie Fuchs präzisierte. Mehrere Projekte laufen bereits. Das freut die Sozialdemokraten. «Die Erfahrung zeigt, dass Unterricht in Hochdeutsch für schulisch schwache Kinder eine Erleichterung ist», so SP-Sprecher Jean-Philippe Jeannerat. So oder so: Die Imagepflegestelle Präsenz Schweiz hat festgestellt, «dass im Ausland Schwyzerdütsch als wichtiger Identifikationsfaktor wahrgenommen wird», so Sprecher Alessandro Delprete. (Cornelia Stauffer).

Göla: «So ein Blödsinn! Sind die noch normal?»

Keine Mundart mehr in Deutschschweizer Primarschulen: Der Vorschlag der EDK stösst bei Schweizer Promis auf absolutes Unverständnis. Mundart-Rockstar Gölä kurz und bündig: «So ein Blödsinn! Sind die noch normal?» Und Kollege Florian Ast doppelt nach: «So eine blöde Idee - es ist doch schön, dass wir eine eigene Sprache haben. Die Deutschen sollen einfach Berndeutsch reden.» Für VivaSwizz-Moderatorin Cécile Bähler darf das Hochdeutsch zwar nicht vernachlässigt werden. «Doch musische oder kreative Fächer sollten nicht kopflastig sein», so Bähler. «Denn müssen sich die Schüler auch in diesen Fächern auf die Sprache konzentrieren, behindert das die Kreativität.»