Per Internet in die Kunstgalerie

Paul Siat aus Gossau stellt seine Bilder im World Wide Web aus



Kunstmaler Paul Siat zeigt sein Schaffen nicht mehr an
Ausstellungen, sondern im Internet.

Was macht ein Maler, der seine Bilder nicht mehr ausstellen
will und dennoch möchte, dass man sie bewundern kann? Er
nutzt die Gunst des Internets und lädt ein zur
Internet-Vernissage.

Paul Siat alias Paul Speissegger malt Bilder in Acryl-, Eitempera-
und Öltechnik auf verschiedenartige Hintergründe – besonders
Landschaften, Porträts, Genrebilder, Stilleben und Blumenbilder.
In Gossau bewohnt er gemeinsam mit seiner Frau mitten im
Zentrum eine Mehrzimmerwohnung in einem Block, in der er in
einem seiner Zimmer das Atelier eingerichtet hat. Es riecht nach
Terpentin und Farbe, seine Staffelei steht an der Wand, weil er
gerade am Frühlingsputz ist. Eine Couch steht darin und ein
Gestell mit allerlei Farben, Pinseln und Pülverchen darauf. An
einer Wand illustrieren aufgeklebte Fotografien das interessante
Künstlerleben.

Der 92-jährige Kunstmaler mag nicht mehr ausstellen. Obwohl
es ihm gesundheitlich recht gut geht, macht er schon seit über
zehn Jahren keine Vernissagen mehr. «Früher als ich mein
Atelier noch in meinem Haus in Siat hatte, habe ich im
reformierten Kirchgemeindehaus in Ilanz 120 Bilder ausgestellt»,
erzählt Speissegger. 20 Jahre lebte der aufgeweckte Maler im
Bündner Vorderrheintal in Siat, bevor es ihn ins Zürcher Oberland
zog.

Autodidaktisch Webdesign erlernt

Jacqueline Buchser ist hauptberuflich als Röntgenassisstentin
tätig. Nebenbei hat sie sich vom Virus Internet infiszieren lassen.
Seit vier Jahren surft sie im Netz. Durchs Chatten hat sie ihren
Freund kennengelernt. Und im Chat lernte sie eine Freundin
kennen, eine österreichische Künstlerin. Jacqueline versprach
ihr, eine Homepage im Internet zu machen. «Das war damals
meine erste Site», sagt die Webdesignerin. Autodidaktisch habe
sie das Programmieren gelernt und alles, was zum Erstellen
einer Website dazugehört. Der Auftritt gelang und die Arbeit mit
dem Webdesign machte ihr Spass. Durch ihren Freund lernte sie
vor kurzem Paul Speissegger kennen.

«Warum soll ich so etwas nicht machen?»

Der Maler brachte Jacqueline Buchser ein Fotoalbum mit seinen
Werken nach Hause. «Ich wollte eine Site machen, bei der man
den Bildern entlanglaufen kann wie in einer richtigen Galerie»,
meint Jacqueline Buchser. «Ich wusste, es wird mühsam, denn
in gewissen Sachen bin ich pingelig.» Nach 14 Tagen hatte sie
es geschafft und gleich ihre Idee mit der Internet-Vernissage
verwirklicht. Eine Idee, die wiederum dem 92-jährigen Paul
Speissegger besonders gefiel. Nun kann dieser den unzähligen
Bekannten im Ausland ermöglichen, per Internet seine
Bildergalerie zu besuchen. «Bevor ich Jacqueline kennengelernt
habe, hätte ich nie an so etwas gedacht, aber jetzt ist es ein
angenehmes Gefühl, im Internet einen Auftritt zu haben», lacht der
Künstler, bevor er beginnt, eine seiner unzähligen Anekdoten zu
erzählen.

Als er ins Oberland gezogen war, lernte er den Drucker im Dorf
kennen und beschenkte diesen mit einem für ihn zwar wertlosen,
für den Drucker aber wertvollen Bildband. Darauf hat ihm sein
Freund gratis einen Lebenslauf gedruckt mit Fotos vom
bündnerischen Siat. Dieser übergab ihm die Exemplare mit den
Worten: «Damit du auch hier im Oberland als Künstler bekannt
wirst.» Paul Siat oder Paul Speissegger freut sich über
unverbindliche Besuche, weil, wie er sagt: «Kontakte können
positiv wirken.» Die Internet-Vernissage von Paul Siat kann man
im Web besuchen unter: http://members.tripod.de/PaulSiat