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20. Juden-Kirschen

Juden-Kirschen, auch Schlutten, werden im Lateinischen Baccae alkekengi genannt, sollen den Nahmen Juden-Kirschen haben, weil einige dafür halten, dass es die Dudaim waren, welche der Lea Sohn vonm Felde nach Hause gebracht hätte. Franciscus Hernandez gedencket einer Gattung, die in Mexica wachsen, aber wir dürffen solche nicht so weit hohlen, weil derer genug bei uns in Teutschland in Gärten an Hecken, Zäunen, Weinbergen gefunden werden, solche wachsen an schattigen Orthen, und wo sie einmahl gewurtzelt, lassen sie sich nicht gern wieder weg treiben.
Des Krautes Gestalt ist, dass es fast Blätter wie Nacht-Schatten gewinnet, so doch etwas grösser, breiter, härter und grüner sind, sie wachsen an einem langen Stängel, von der Wurtzel an, tragen anfangs weisse Blümel, woraus Blässlein werden, in welchen anfangs grüne Beerlein, welche zuletzt roth wie eine Kirsche werden, wachsen. Es blühet im Julio, die Beeren aber werden erst zu Ende des Augusts zeitig.
Die Frucht solchen Gewächses ist kalt und trocken im 2. Grad, und dienen wieder den Stein, treiben den Harn, werden meist bey Nieren- und Blasen-Stein gebrauchet, nehmlich die Kirschen gegessen oder in Wein gebrauchet, treiben nicht allein gedachten Blasen- und Nieren-Stein, sondern reinigen auch dieselben, nebst der Leber, vertreiben Gelb- und Wasser-Sucht, lindern das scharffe und brennende Harnen, und stillen das Blut-Harnen, werden auch gebrauchet in gestandnen Geblüth, sonderlich aber treibt der Safft von der Fucht, das geronnen Geblüt, befördert die Dauung, stärckt den Magen, der von Kälte und Blöhungen beschweret ist. Der Safft asu den Beeren treibt den Harn und entlediget ds Wasser von dem Wassersichtigen, so sollen auch drey oder vier Beeren des Abends gegessen, wieder das Podagra dienen.
Wenn man die Frucht wohl trocknet, und im Spirit. Vini infundirt, so treibt sie neben der Schmertzen stillenden Krafft, auch den Stein der Nieren und Blasen aus, welches auch der fliessende Extract ohne Zucker gebrauchet, verrichtet, und heilet gleichfalls auch die Gelbsucht.
In Apothecken findet man das distillierte Wasser, Tincturam, und die Trochiscos von Juden-Kirschen mit und ohne Opio zubereitet, das destillirte Wasser aus der Frucht, mit solchem wird auch die Tinctur ausgezogen; das Wasser treibt den Harn und Stein, vertreibt die Harn-Winde, und das Blut-Harnen; ist jungen Kindern sehr nützlich, so nicht harnen können, und vom Stein sehr geplaget werden, unterweilen ein Löffel voll eingegeben; die Tinctur hat gleiche Würckung. Die Trochisci bereitet man auf folgende Art.
Rec.: Trochisci alkekengi

Juden-Kirschen iij
Citrullen, Angurien, Kürbs-Saamen aa. iiiß
Armenischen Boli, Gummi Arabici, Weyrauch, Drachen-Blut, bitter Mandel
Süssholz-Safft, Gummi Traganth, Krafft-Mehl, Poconien-Körner, weissen Mohn aa. vj
Eppich- und Bisen-Saamen, Weissen Agdstein, gesiegelte Erde, Opii, aa. ij
Mache mit Safft von Juden-Kirschen, oder mit Rosen-Wasser, darein die trockne Frucht von Juden-Kirschen geweichet, oder mit Rosen, oder Violen-Julep, davon Zältlein; die Dos. ist ij ad j. ist auch allhier ein kräfftig Mittel.
Einige machen auch aus den Juden-Kirschen einen Wein alos, sie nehmen den Harn und Stein zu treiben, eine Hand voll Beeren, zerstossen dieselbe, thun sie in ein Säcklein, giessen weissen Wein drauf und lassen es etliche Tage stehen, thun des Morgens einen guten Trunck warm davon.


21. Knoblochs-Kraut

Knoblochs-Kraut, Allaria im Lateinischen genannt, so bald die Blätter dieses Krauts aus der Erden hervor kommen, sind sie rund und den Mertzen-Veylchen ähnlich: wann sie aber wachsen, werden sie am Rand, Sägen weiss zerkerbet, und bekommen fast eine Gestalt wie Melissen, und wenn man sie zwischen den Fingern zerreibet, geben sie einen Geruch wie Knoblauch, oder Schnittlauch, vor Zeiten ist solch Kraut für das Sordium gehalten worden, und dafür auch unterm Theriac verbrauchet, es wiederstehet der Fäulung, wärmet und trocknet im 3. Grad, machet dicke Feuchtigkeiten dünn, und incidirt, eröffnet und treibt den Harn, wiederstehet dem Gifft, und heilet giftiger Thiere Biss.
Der gekochte Tranck davon, mit Oel vermischet, wird wieder kurtzen Athem gebrauchet. Der ausgepresste und dick gesottene Safft, dienet wieder den kalten Brand mit Salben vermischet. Reiniget faule und unreine Schäden, und heilet sie, in Clystiren wird solch Kraut wieder das Hüfftwehe, Nierenschmerzen und Bauch-Grimmen gebraucht, es vertheilt die Winde, und stillet die Wehetagen. Der Saame heilet äusserlich, Uteri strangulatum, wenn man ihn mit Essig zu einem Pflaster flösset, und den Weibern auf die Scham leget. Gepülvert vor die Nase gehalten, machet Niesen, auch äusserlich zu gebrauchen, treibt es den Urin, Monat-Reinigung, Nachgeburt, mit Spick-Oel zerstossen, und Mutter-Zäpflein daraus gemachet, mit Schwein-Schmaltz vermischet, dienet es wieder die Krätze, vertreibt Läuse und Nüsse, in Wasser gekochet, und die Füsse mit gewaschen, vertreibt es die Geschwulst, zum Beruffen der Kinder, wirds ihnen angehenkt.


Knoblauch

Knoblauch, im Lateinischen Allium, hat lange, grüne und zwieblichte Blätter, zwischen welchen ein holer, runder und holer Stengel auffsteiget, dessen Gipfel die Blumen und Saamen träget; Es wird in Gärten gezeiget, und brauchet, wo es wachsen soll, einen feuchten Boden. Blühet selten, und bringet auch selten Saamen, wird aber durch die Bulben fortgepflantzet, wenn man solche im Mertzen in ein gut fettes Erdreich leget.
Der Knoblauch ist hitzig und trocken im 4. Grad, beisset, verdorret, verzehret, machet dünn, eröffnet und vertheilet. Wiederstehet dem Gifft, ist ein bewährt Mittel wider die Colic und die Darm-Gicht, Husten, Engbrüstigkeit und Lungen-Sucht.
In den Apothecken werden die Zähen oder Knöpfe davon auffbehalten, es ist ein gut Mittel wieder die Pest, denn es trocknet die menschlichen Leiber aus, und verhindert die Fäule. Platerus schreibt, des Knoblochs im Mertz gekochet, und ij oder ein wenig mehr eingenommen, treibt kräfftiglich den Schweiss und Harn bey denen, die an der Pest krank liegen. Volaterranus gedencket, dass zu seiner Zeit ein Bauer gefunden wurden welcher, als durch offenen Mund ihm eine Schlange im Schlaff unwissende in Leib gekrochen, sich als bald selbst mit gegessenem Knoblauch, welchen er damahls am Halse getragen, curirt habe, doch sey der Gifft und mit demselben der Tod seinem Weib in coitu beygebracht und eingeflösset worden. Von Galeno wird der Knoblauch Theriaca Rusticorum genennet. Die Salernitani schreiben,

Der Knoblauch ist eine unvergleichliche Artzney wieder sehr vielerley Kranckheiten, welche allhier geliebter Kürtze wegen fürbey gehen muss, doch muss ich auch noch ein Secretum wieder die Heischerkeit anhero setzen.
Secret wieder Heischerkeit, Rec.:
Drey Knoblauchs-Häupter, sauber und zerstoss solche, und mische darunter be dem Feuer zerlassenes Schweins-Fett, biss eine Salbe daraus werde: Abends, wenn du schlaffen gehst, so halte die Füsse gegen das Feuer, je länger je näher, als du es erleiden kannst, und schmiere sie eine Weile, immer gegen das Feuer haltende, wenn es geschehen, so verbinde sie mit warmen Tüchern, und gehe zu Bette, so ists folgenden Morgen gut.


22. Erlen-Baum

Der Erlen-Baum, im Lateinischen Alnus Vulgaris genannt, ist am Stamm, wenn er alt wird, mit vielem Moos, gleich den alten Bürcken überwachsen, bereitet seine Aeste weit aus, hat rundte Blätter, so mit vielen Riplein durchzogen, gleichet fast dem Haesel-Laub, ist doch schwartz-grüner, zäher und glatter, scheinet als wenn es mit einer Fettigkeit überzogen wäre. Im Frühling bringen die alten Bäume ihre Blüthe, so fast der Bürcken-Blüthe gleich scheinet, aber solche Zäpflein fallen nicht ab, sondern werden gantz hart, aber gegen den Herbst werden sie zeitig, und fallen herunter, woraus junge Stöcklein wachsen. Insgemein aber findet man diesen Baum an Wasser-Gestaden und in kalten finstern Tälern.
Dieser Baum ist mittelmässiger Eigenschafft von Natur, und wird in den Apothecken nichts daraus bereitet, weswegen er wohl ausgelassen werden kan, jedoch wollen einige dessen Laub die Kraft zueignen, dass dessen Blätter aufgeleget, die hitzige Geschwulst zertheilen: Item wenn man solche in die Schuh lege, so ziehe es die Hitze und Müdigkeit aus den Füssen, dienet also den Boten-Läufern. Die Rinde dienet den Färbern und Hutmachern zu ihrer schwartzen Farbe, auch nehmen solche die Schuhmacher, und thun alt rostig Eisen darzu, giessen Wasser darauf, lassen es beitzen, so giebts eine gute Eisen-Schwärtze, wie Dinte. Und aus dem Holz werden Schuster-Leisten und mancherley Bedürfnüsse; Absonderlich hat das Holtz die Tugend, dass es im Wasser so hart wie Stein und unverwesslich wird, deswegen auch davon Pfähle gemachet, und ins Wasser gestossen werden, worauf hernach grosse Paläste von Steinen gebauet werden können.
Dem armen Weibsvolck ist das Laub vom Erlen-Baum auch eine grosse Erleichterung wieder die Flöhe, wenn solch Laub des Morgens im Thau in die Zimmer gestreuet, und in einer Stunde wieder ausgefeget wird, so bleiben gedachte Flöhe in dem Laube kleben, und das Zimmer wird davon gereiniget.


23. Faul-Baum

Der Faul-Baum, dessen Nahme saget Hieron Bock, auch Lonicerus, sey im Lateinischen noch unbekannt, und wird solchem auch in der Artzney wenig Nutzen zugeeignet, doch schreiben andere, und nennen ihn im Lateinischen Alnus nigra, auch Zapfen-Holtz, Lause-Baum, Spiel-Baum.
Der Faul-Baum ist von mittelmässiger Grösse, hat Blätter wie der Cörner-Baum, die Rinde ist schwartz wie an der Erle, und auswendig mit weissen Flecken bezeichnet; inwendig aber gelb, und wenn sie gesäubert wird, färbt sie gelb wie Rhabarber. Er trägt weisse Blüthen, denen folgen die Beeren einer Erbs gross, die anfangs grün, nachmahls rot, endlich gelb werden; diese werden durch einen tieffen Spalt getheilet, dass es scheinet, als ob derer zwey zusammen gewachsen wären; und stecken in einer jeden 2. Kerne, so dne Wolffs-Bohnen gleichen, und etwas grösser als die Linsen seyn.
Dieser Baum wächst an nassen Orten, in den Wäldern aber am liebsten, wird offtmahls so hoch wie andere Bäume, dessen Blätter und Blüthen kommen im Frühling herfür, die Beeren aber werden im Herbst völlig reiff. Die Rinde an der Wurtzel wird im Frühling gesammlet, und in Schatten abgetrocknet. Ist von Natur warm im ersten, und trocken im andern Grad, ist zusammen ziehend und zu trocknen, vor 100. und mehr Jahren hat man von dessen Würckung in der Artzney nicht wissen wollen, wird auch dato noch in Apothecken davon keine Artzney bereitet, anietzo aber wollen einige dessen Krafft beschreiben, dass dessen innere gelbe Rinde der Wurtzel die Verstopfungen eröffne, die innerlichen Glieder reinige, und nichts als die Galle am meisten auspurgire, darbey doch auch die zähen, schleimigen und wässerigen Feuchtigkeiten, so wohl duch Erbrechen als den Stuhlgang ausführe: weswegen sie wieder Verstopffung der Leber und Miltz, Bleichfarbe, Gelb- und Wassersucht, Unreinigkeit der Haut, und dreytäge Fieber dienete. Es wird gesaget, wenn man die Rinde aufwärts abschälet, so mache sie Erbrechen, niederwärts aber erregete sie Stuhlgänge, man corrigiret solche mit Zimmet, Imber Aniess und Fenchel. Eusserlich mit Essig gekochet oder in Butter geröstet, und mit Milch-Ram vermischet, aufgeschmieret, heilet es die Krätze, die auswendige schwartze Rinde ziehet zusammen. Die ersten Schösslinge im Wasser gesotten, und warm aufgeleget, stillet das Zahnwehe.


24. Aloe

Aloe, im Lateinischen auch Aloe genannt, ist ein bitterern Safft, den man zu uns in Häuten aus Egypten und Arabien bringet. Ihr rechtes Vaterland ist Ost-Indien, wiewohl sie auch in Asien und andern am Meer gelegenen Orten gefunden wird, heutiges Tages aber wird solche in Italien und andern Ländern bekannt gemachet.
An Gestalt gewinnet diese Aloe lange breite, dicke, glatte, gekrümmete safftige und in Umkreise mit stumpffen Stacheln besetzte Blätter, zwischen welchen der Stengel mit weissen oder gelben Blumen hervorkommet. In unseren Landen bringet sie weder Blumen noch Saamen, weswegen man sie durch Abschösslinge fortpflantzen muss.
In den Apothecken hat man dieser Zeit viererley Arten dessen, an welchen aber nur derer Reinigkeit wegen der Unterscheid ist, der dickeste, nehmlich der Satz an der Aloe, ode unreinere, mit Sand und Unrath vermischte Theil, so schwarz aussiehet, der wird Aloe Caballine, Ross-Aloe, genannt: Die andere Gattung, so etwas reiner fället, und an der Farbe einer Leber gleichet, wird Aloe Hepatica, oder Leber-Aloe benennet. Diesen folget die dritte, so noch reiner fället, und wird Aloe Sucorrina genannt, weil dessen Pulver von gelber Farbe ist, oder Succitrina, das ist, Succo citrina, von der Insul Socotro, allwo er häuffig herkommet. Der allerreineste Theil aber, wenn er nemlich gereiniget worden, dass er durchscheinend ist, wird Lucida genannt, weil er in der Sonnen hell scheinet, wie ein Glass siehet, und dieser letzte ist der beste, und kan sonder einige Bereitung in der Artzney gebrauchet werden.
Wann die Aloe rein, sehr bitter und gelblich ist, sich schwerlich zerlösen und zerbrechen läst, so ist sie gut; hingegen die schwartze und verfälschte nichts nutze. Si ist hitzig im 2. und trocken im 3. Grad, eröffnet, innerlich genommen, die goldne Ader, befördert die weibliche Reinigung, und verbessert die Unfruchtbarkeit, dienet wieder das Alp-Drucken, ist dem Magen nicht zuwieder, wie gemeiniglich die andere Purgantzien, sondern stärckt vielmehr denselben, tödtet und treibt die Bauchwürme, auch unter die Clystier genommen: es praeservirt dieselbe wieder alle Fäule, und die Pest.
Aeusserlich stillet sie allerhand Bauch-Flüsse, und heilet die Wunden, Fisteln und andere böse Schäden; denn sie ziehet ein wenig zusammen, säubert und reiniget, verhütet die Fäule, und machet Fleisch wachsen.
Sie purgiert die Excrementa, gelbe, flüssig und scharff; dahero wird sie unter die Gall-Abführenden Mittel gerechnet, so aber nicht dahin zu deuten, denn mit ihrer Tinctur färbt sie die Excrementa. Sie purgiert gelinde, ist deswegen dem Magen angenehm, und abstergirt einen jeglichen Schleim, der im Magen stecket. Die Galle ist ein Balsam des Leibes, und die Aloe ein Balsam der Natur; und wegen dieser balsamischen Krafft hält man die Aloe und Rhabarber, unter allen purgierenden Mitteln, vor die sichersten. Vermöge ihrer Bitterkeit, dienet sie dem Magen, treibt die Würme, und wiederstehet der Fäule. Hingegen schadet sie trockenenen und alten Leuten, die einen hitzigen Magen haben, und an der Hectic und Abnehmen liegen, auch denen, bey welchen die Schärffe des Geblüts einen Ausgang suchet.
Es werden in den Apothecken vielerley Medicamenta daraus bereitet, sonderlich ist solcht das Haupt-Stücke in den Frankfurter Pillen.


25. Hüner-Darm

Hüner-Darm, so im Lateinischen Alsine genannt, dessen giebt es unterschiedene Arten: Ist den Vögeln uind Hünern eine angenehme Speise, auch derer Artzney, wenn sie nicht essen wollen; es ist ein weich und safftig Kraut, jederman wohl bekannt, wesswegen allhier nicht nöthig davon viel Beschreibung zu machen; Es wächset in allen Gärten und Weinbergen, kommet im Winter hervor, und florirt bis mitten im Sommer, wird im May vor der Sonnen Aufgang eingesammlet, wenn die Sonne im Zwilling gehet. Und werden in Apothecken nur allein die Blätter, das gantze Kraut aber gar selten aufbehalten, kan im Nothfall wohl gantz ausgelassen werden.
Es kühlet und feuchtet im 2. Grad, und besitzt mit St. Peters-Kraut gleiche Kräffte, ausser dass es nicht adstringirt, es soll wohl nähren, darum kan man es auch Lungen- und Schwindsüchtigen geben, als ein heilsames Mittel; man kochet es auch, und giebt es wieder die Krätze, denn es löschet alle Hitze und Entzündung, innerlich und und äuserlich zu gebrauchen. Dienet auch wohl, wenn man es auf hitzige Wunden und Geschwulste leget. In Butter und Oehl gesotten, oder geröstet, und den Kindern über den Leib geleget, lindert es ihnen die Schmertzen, so geben auch einige Weiber den Safft davon den Kindern in Milch ein, wieder das Bauch-Grimmen. Das Pulver, wie Solenandrus will, gebrauchet, stillet den Blutflüssigen den Fluss, und benimmet die daher entstehende Schmertzen. So pflegen es auch die Kindbetterin unter die Achseln zu legen, wann sie die Milch vertreiben wollen, Crato lib. 5 Cons. 40, befielet das grüne Kraut den Zufluss der Milch in Brüsten zu hindern, offt und warm aufzulegen. Das Wasser wird Kindern, die in grosser Hitze liegen, eingeben.


26. Eibisch-Kraut

Eybisch, im Lateinischen Althaea genannt, ist ein fürtrefflich heilsames Kraut oder Gewächs, welches bey uns meistens in Gärten erzielet wird, von einem solchen schiesset ein hoher runder Stengel auf, woran breite gekerbte, oben zugespitzte Blätter wachsen, träget leibfarbene Blumen, bekommet Saamen in Häusslein, wie die Papplen, und hat eine grosse lange und rohe Wurtzel, wächset gern auf feuchten und fetten Boden. Sie blühet im Julio und Augusto, auch wird folgende Zeit der Saame zeitig, die Wurtzel aber wird im Frühling und im Herbst gegraben, und vermehret sich wo man sie hinsetzt, bringet auch jährlich aus der Wurtzel neue Stengel.
Die Wurtzel und Blätter seynd warm und trocken, im 3. Grad, und der Saame warm und trocken im 2. Grad, und werden die Blätter unter die 5. Emollientia gesetzt. Es erweichet, zertheilet und lindert die Schmertzen, zeitiget die Geschwulsten, verbessert die Schärffe, dessen fürnehmster Gebrauch ist Blasen- und Brust-Kranckheiten, in Seiten-Stechen. Die Blätter treiben auch den Nieren-Stein, und sänfftigen das brennende Harnen, die Wurtzeln werden von einigen wieder den Stein an heimlichen Orthen gelobet, denn durch die Befeuchtung mit diesen Wutzeln, kommen sie der Concretion des Steins zuvor. Die Wurtzel mit ein wenig Zimmet und Wasser gesotten, und davon getruncken, treibt aus die Nachgeburth, und befördert die nach der Geburth gebührende Reinigung. Die Wurtzel gestossen und mit Gänse- oder Schwein-Schmalz vermischet, erlediget von Schmerzen im Podagra. So wird es auch für ein Experiment gehalten, wieder die aufgerissene Brust-Wurtzel, wenn solche Salbe aus der Wurtzel bereitet, und mit ein wenig Zucker vermischet wird, sonst wird dieses Kraut auch sehr offt in Ueberschlägen und Clystiren gebrauchet.
Dieses Krautes und der Wurtzel beste Krafft, bestehet in einen wässerigem Schleim wegen dieser in allen Eigenschafften höchst temperirten Substanz, eine jede Schärffe zu mitigiren in unsern Leibern, ist sie sehr bequem zu gebrauchen. Daher es in Urin-Beschwerden, Dysuria, Stranguria, Harnbrennen etc. in Schärffe und Rauhigkeit des Mundes sehr üblich.
Die Wurtzel in Milch oder Meth gekochet dienet in allerhand Brust- und Lungenkranckheiten, Zernagung der Gedärm, der Rothen Ruhr. Wenn sie in Fleisch-Brühe gekochet wird, treibt sie den Nieren-Stein aus, äusserlich gebrauchet man sie auch in Clystiren, wider die Rothe Ruhr. Das Kraut selbst digerirt und laxirt gelinde, dahero kan man andere Wind- und Steintreibende Mittel darzu thun, wo man auch Clystir daraus bereiten kann.
In Apothecken wird gemeiniglich bereitet das Wasser aus Blättern und Blumen, den Schleim, und der der Syrup Fernelii, wie auch ds Unguentum Dialthae simplex.
Der Schleim wird aus der Wurtzel die mit Wasser gekochet, gezogen. Diesen Schleim mit Wasser genossen, dienet die Schärffe in dem Schlund zu mitigiren, kan auch in Heischerkeit und trockenen Husten mit Zucker genommen werden. Foresttu bereitet auch aus dem Schleim einen Linctum wieder den harten Husten. Zwölfferus bereitet einen Syrup auf folgende Art. Rec. : Syrup Dialthae

Koche es in genugsamen Brunn-Wasserr, dass iiij übrig bleibt, die Colatur clarificire, denn nimm die 4. grosse geschälte, und die 4. kleine kühlende Saamen, aa iij
Stoss solche mit obigem clarificirten Decocto, und mache eine Emulsion daraus, welche man coliren muss, dazu thue

Mische es zu einem Syrup. Es ist ein fürtrefflich Mittel, denen so am hitzig und brennenden Urin kranck liegen, so man es ihm zu trincken giebt. Es dienet auch der Brust und Lunge, und stillet die starcken und scharffen Flüsse, die vom Haupt auf die Brust fallen; Für Harn-Tröffeln, für Nieren, so mit Schleim, Sand und Hitze beladen, ist auch im Stein zu gebrauchen, und sehr gut in Nieren- und Blasen-Geschwüren. - Dann wird daraus auch bereitet das bekannte
Rec: Althae-Sälbel

Koch es in gnugsamen Wasser zu einem Schleim, von solchem Schleim nimm iij. und thue zu solchen Schweinen-Schmeer, oder frische Butter vj.
Curcumae-Wurtzel gepulvert j
Lass es bey gelindem Feuer kochen, und rühr es allzeit, biss der Schleim verzehrt ist, und was da vom Schleim überbleibet, als ein dickes Wesen wie Pech, und sich nicht will auflösen lassen, das colire und scheide durch ein Tuch davon, und thue ferner darzu

Wenn alles bey gelindem Feuer zergangen, so colire es ohne weiters Kochen, durch ein Tuch noch einmahl, und verwahre es zum Gebrauch, man kan auch etwas Campffer darbey thun.
Dieses Sälbel erwärmet, erweichet, befeuchtet, zertheilet, zeitiget, machet Eyter und lindert alle Schmertzen, wird also mit Nutzen gebrauchet zu erstarreten Gliedern, zu dem Seiten-Stechen, Miltz-Stechen, Brust und Magen-Wehe, Krampf, verrenckten Gliedern, etc. auf die Brust geschmieret, so vertreibt es die Milch, auf die Männliche Ruthe mit Scorpion-Oehl vermischet, befördert es verstopfften Harn, als ein bewährt Mittel; mit Knoblauch-Safft vermischet, und warm unter die Fuss-Sohlen gerieben, lindert es den Husten.


27. Tausend-Schön

Tausent-Schön oder Sammet-Blumen, werden im Lateinischen Amaranthus genennt, wachsen an einem braun-rothen Stengel, einer Ellen hoch, auf dessen Gipffeln und an den Gleichen kommen die leibfarbenen Blumen-Aehren herfür, auch ist über dieses der Stengel mit langen, breiten und spitzigen Blättern besetzet, in der Blüthe lieget ein schwarzer, glänzender Saame verborgen, die Wurtzel ist weiss, fasericht und anziehenden Geschmacks. Wächset in Lust-Gärten, Blumen-Beeten, oder wird in Gefässen unterhalten, und blühet vom Augusto biss in October. Läst sich nach Belieben versetzen, auch kan man es jährlich säen, es will aber einen trocknen und sandichten Boden haben.
Diese Blumen sind kalt und trocken, und ziehen etwas zusammen, dahero wird ein Tranck davon bereitet und gegen allerhand Blut- und Bauchflüsse, als Blut-Auswerffen, Blut-Harnen, Darm-Fluss, Durchburch, Rothe-Ruhr, überflüssige Monath-Reinigung und Weissen Fluss der Weiber, und anderes mehr gerühmet.
In den Apothecken werden die Blumen gar selten gebrauchet, und kan auch wol ausgelassen werden, weil man wieder angeregete Kranckheiten schon bekannte und probirte Mittel genug hat. Denn es vermeynen etliche, dass alle rothe Kräuter und Blumen darum, weil einige derselben diese Würckung haben, alle Blut-Flüsse, sie kommen her, wo sie wollen, stillen und hemmen sollen. Allein aus den Farben, läst sich doch von den Kräften oder Würckungen der Kräuter, simplicium, wie auch anderere Medicamenten, wohl nichts gewisses schliessen, wie Galenus de simplic. med. Facuit, 2 & 4 ausdrücklich zeiget. Wesswegen auch ungerüumt und überl schliessen, welche aus der blossen Farbe urtheilen, dass Amaranthus purpureus den Blut-Fluss stille, und den Blutflüssigen und Dysentericis helffen solle.


28. Ammey

Ammey, dessen Gestalt ist ein kleiner Saame, wächset auf einem Kraut, braun an Farbe, dessen Stengel seynd offt 2. Ellen hohc, dne Fenchel-Stengeln ähnlich, zart, brüchig und inwendig, voll weisses Marck. Die Blätter sind länglicht, rings umher tief gekärbet, die obern gleichen den Fenchel-Blättern, an den Gipffeln der Aestlein bringt es kleine ungleiche Dolden, mit gestirnten weissen Blümlein, die Wurtzel ist klein, dünn und holtzig. Er wird in grosser Menge von Alexandria aus Egypten zu uns bracht. Bey den Liebhabern der Kräuter aber, wird er auch in unsern Ländern in Gärten gefunden. Es zeiget sich seine Blume im Augusto, und vermehret sich aus seinem ausfallenden Saamen, wird auch gesäet wie der Aniess. Auch ist ein Unterscheid in solchen, denn einer ist der Cretische, der ander iste der Aethiopische; der Saame wird unter die 4. kleinen warmen Saamen gezehlet.

In den Apothecken hat man den Saamen, welcher rein seyn soll, er kommet auch zum Theriac, an dessen Statt kan man von den Kummich-Saamen nehmen. Es wärmet und trocknet im ersten Grad, bestehet aus einen dünnen Wesen, eröffnet, incidirt, zertheilet, dämpfet die Winde und Blöhungen, treibt die Harn-Winde und das Harn-Tröpflen, ist nützlich in Grimmen und Mutter-Beschwerden, befördert verhaltene Monath-Reinigung, er wehret dem eingenommenen Gifft, weswegen er unter den Theriac kommt, heilet gifftiger Tiere Biss, kan also wohl innnerlich und äusserlich gebrauchet werden. Matthiolus schreibt, es sey der Saame das rechte wahre Ammi, so von Alexandrien gebracht wird, ein stattlich und offtmahl probirtes Mittel für die Unfruchtbarkeit, dadurch viel Weiber fruchtbar gemachet werden, wann sie nehmlich von dem gepulverten Saamen eines Quintleins schwer, mit gutem Wein oder auch mit einer Fleisch-Brühe einen Tag um den andern 3. Stunden vor dem Essen einnnehmen, es soll aber nicht über 5. mahl gebrauchet werden. D. Simeon Pauli in Quadr. Betan. hat wieder den weissen Fluss, nachdem er vorher ein Mutter-Clystir applicirt, vielen unfruchtbaren Neu-verehelichtenn folgende Pulver verordnet, die auch dadurch schwanger, und von besagtem weissen Fluss befreyet worden.

Pulver so die Fruchtbarkeit befördert, Rec.:

Mische alles zu Pulver, und reib etliche Tropfen Zimmet-Oehl darunter.
Dosis ist ist ß ad ßj auf einmahl.
Das gedachte Mutter-Clystir aber, so vorher applicirt werden muss, bereitet man wie folget.

Mutter-Clystir, Rec.:

Zerschneid alles, zerstoss und mische es zu einem Decoct für ein Clystir.


29. Mandel-Baum

Der Mandel-Baum, Amygdalus im Lateinischen genannt, träget zweiyerley Früchte, eine Art seynd die Süssen, das andere dei bittern Mandeln. Die Gestalt des Baums ist grösser als der Pfirsich-Baum, ob er gleich die Blätter, Blumen, und unreiffe Früchte sonst eine Gleichheit in sich haben, ausgenommen das Fleisch dieser Frucht, so ungeschmack, und der Kern, so süss und bitter ist. Er wächset gern an warmen Orten, in Creta, in Italien, in Delphinat Franckreichs, desgleichen in Deutschland, sonderlich ma Rein. Blühet bald im anfangenden Frühlinge, purpurfarben und weiss, und die Frucht wird im Julio und Augusto zeitig, da sie dann bequem zu finden ist; seine Erziehlung geschiehet von den Cörnern, oder in sich selbst, und auf Pflaumen-Bäume geimpffet.
In den Apothecken findet man beyderley Mandeln, die süssen Mandeln seynd temperirter Wärme, und feuchte, sie geben sonst, wenn sie nicht zu alt seyn, dem Leibe gute Nahrung, mehren den Saamen, befördern den Schlaff, wiederstehen dem Gifft, thun gut den Lungen- und Schwindsüchtigen, und denen, so Eyter und Blut auswerffen, und weil sie etwas stopfen, fürnemlich wenn sie geschälet seyn, so werden sie wider den Durchlauff und rothe Ruhr mit Nutzen gebrauchet: Auch werden offt von solchen Mandeln Emulsiones oder Mandel-Milch, auf unterschiedene Art und Weise, auch nach jedwedes Gebrechen und Kranckheiten, verordnet und bereitet. Und seynd sie auch eine fürtreffliche Frucht zu allerley Speisen in der Küche, und auch gut, Schleckwerck mit Zucker davon zu machen.
Die bitteren Mandeln sind warm und und trocken im 2. Grad, und also wärmer denn die süssen, eröffnen derowegen, zertheilen, säubern und reinigen, auch noch mehr als die süsen, und seynd kräfftiger den kalten, groben und zähen Schleim von der Brust und Lunge, zu räumen, und die verstopffte Leber, Miltz, Mesenterium, Nieren und Blase zu eröffnen. Aeusserlich nehmen sie die Flecken hinweg, wenn man sie käuet, und die Flecken damit bestreichet, taugen auch in Umschlägen wieder die Haupt-Schmertzen. Denn taugen sie auch, wegen ihrer Harn treibenden Krafft, wieder die Trunckenhet, man muss aber auch nicht zu viel sauffen.
In Arabien geben die Jüden, so Aertzte seyn wollen, ihren Krancken gestossene Mandelkerne in Geiss- oder Cameel-Milch ein, nicht allein ihre Krancke zum Schlaff zu bringen, sondern ihnen auch dadurch eine Lust zum Essen zu machen, und den Harn fort zu treiben. Die bittern Mandeln pflegt man auch unter die Frontalia wieder die Haupt-Schmertzen zu gebrauchen, ingleichen gedörret, klein gestossen, und mit Bohnen-Meel und Kücher-Mehl vermischet, eine Salbe daraus gemachet, reiniget und säubert den gantzen Leib, sonderlich das Angesicht.
Endlichen machet man auch aus beyderley Mandeln das ausgepressete süsse, und bitter Mandel-Oel. Allda machet man heiss Wasser, und giesset es über die Mandeln, lässet sie aber nicht lange darein liegen, also lassen die Schalen gehen, denn werden sie ausgepresset, entweder ohne Feuer, oder warm gemacht, es müssen aber auch die Mandeln fein Frisch seyn.
Das süsse Mandel-Oel wärmet mässig, lindert, zeitiget, relaxirt, erweichet, befeuchtet, lindert den Schmerzten; Innerlich genutzet, dienet es wieder die Rauhigkeit und Heischerkeit der Kähle, und der Brust, so vom scharffen Husten verursachet worden, stillet den Husten, entweder für sich allein, oder mit Violen-Syrup, oder weissem Veyel-Zucker eingenommen, benimmet es das Seiten-Stechen, Dosis j oder ij, oder mit Manna oder in einem Clystier, löschet den Durst, und ist ein trefflich MIttel in Steck-Flüssen mit Wallrath vermischet. Dienet auch Lungen- und Schwindsüchtigen, in der Colica, oder denen, so mit Grimmen der Gedärmen behafftet; im Lenden- und Nierenstein schaffet es auch gute Hülffe, wird auch in der Gonorrhae gebrauchet, auch für die, welchen der Blasen-Kropf exulcerirt, und die Röhre des männlichen Glieds escoriirt ist, so grossen Schmertzen und Brennen im Harn empfinden. Die Heb-Ammen schmieren auch gebährendnen Weibern die Geburts-Glieder damit an, so dienet es auch wieder die Nachwehen, und verhaltenes geronnen Geblüt; erleichtert innerlich eingenommen, die Geburt; denen zarten Kindern ist es auch ein familiar Medicament, in Zufällen der Brüste, wieder die Gichter, Grimmen und sauere Milch, man giebt es Kindern mit Zucker ij mit Limonien-Safft vermischet, ist es auch ein herrlich Mittel gegen die Würme, und noch ander Zufälle mehr.

Des bittern Mandel-Oels Kräffte seynd aus obigen abzunehmen, denn es wärmet, zertheilet, machet dünn, eröffnet die Verstopfung der Leber, Miltz und Nieren, verzehret die Winde, stillet Magen-Schmerzen, der Gedärm und Mitter, so daher entstanden, dienet auch wider den fliessenden Grind des Haupts, tödtet die Würme, vertreibt die Flecken der Haut, und machet solche glatt und sauber. Auch wird es gebrauchet wieder verlohren Gehör, Sausen und Klingen derselben, weil aber zu besorgen, dass das Tympanum dadurch allzusehr laxirt werde, so soll man folgendes für ein Arcanum halten.
Oel wieder blödes Gehör, Rec:

Zerstoss alles, thue es in eine zinnerne Flasche, und koche es in einem mit siedenden Wasser angefüllten Kessel 4 Stunden, denn drucke es aus, so bekommest du ein grünes Oel, davon ij ad j Morgens und Abends in einem Brühelein zu nehmen, man kann auch zum öfftern den Bauch damit schmieren.
Wenn man es innerlich gebrauchen will, so muss es nicht stinckend sondern frisch seyn. Dieweil auch des bittern Mandel-Oels Krafft als ein Carminativ den Ruhm hat, so hat Herr Bartholetus daraus ein Elixir Carminativum bereitet, und dienet sehr wohl das nachbeschriebene Elixir Carminativum, Rec.:

Mische alles, lass es fermentiren, hernach destillire es in einer Sand-Capelle. Dosis j in vehiculo.

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