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"Restaurieren von historischen Gebäuden ist immer eine besonders spannende Herausforderung für mich"

Interview mit Paul Roos, Architekt aus Rifferswil


Ernst Schlatter:
Die Renovation der reformierten Kirche Knonau war ja an der Kirchgemeindeversammlung völlig unbestritten und ging ohne eine Wortmeldung über die Bühne.

Paul Roos:
Ja, ich war selber überrascht, dass gar keine Fragen gestellt wurden. Das ist mir eigentlich noch nie passiert. Aber scheinbar war die Vorlage so gut vorbereitet, dass kein Widerstand dagegen erwuchs. Es war ja umfangmässig keine allzu grosse Renovation.

Wie lange liegt die letzte Renovation zurück?
1961 wurde die Kirche letztmals renoviert. In den Protokollen konnte ich unter anderem nachlesen, dass der damalige Architekt - Paul Hintermann - die ursprünglichen Lampen selber nachgezeichnet hat, um sie wieder im Originalzustand herstellen zu lassen.

Gab es irgendwelche unerwartete Überraschungen im Verlaufe der Renovation?
Zu einigen Diskussionen und zusätzlichen Abklärungen - in Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege - gab es wegen der Farbgebung. Farbspezialisten untersuchten die ursprüngliche Farbe, die bei der letzten Renovation abgedeckt worden war. So wie sich die Kirche jetzt farblich präsentiert, ist sie wohl viel früher schon gewesen.
Eine weiterer Diskussionspunkt waren die Sandsteinquader an Turm und Kirche. Hier entschied man sich, sie sichtbar zu lassen. (Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, sie zu schlemmen, das heisst mit dem Verputz zu überdecken).
Die Denkmalpflege hätte gewünscht, dass für das Dach auf Turm und Kirchenschiff alte Biberschwanzziegel verwendet werden sollten. Das wäre aber ersten sehr kostspielig gewesen und zweitens sind alte Ziegel zum Teil brüchig und hätten bald wieder ersetzt werden müssen. Deshalb sind jetzt neue rote Ziegel verwendet worden.
Was wurde in Innenraum verändert?
Hier konnten ziemlich genau die Vorgaben des Projekts eingehalten werden:
Die Bankheizung und die Heizung auf der Empore und bei der Orgel wurden elektrisch auf den neuesten Stand gebracht. Im Chor wurden zwei Deckenleuchten eingerichtet.
Für die nächsten 40 Jahre besteht nun für die Kirche Knonau aus architektonischer Sicht kein weiterer Handlungsbedarf. Ich glaube, man kann von einer gelungenen, sanften Renovation sprechen, die bestrebt war, Ursprüngliches für die Zukunft zu erhalten.

Es scheint, dass Ihnen - neben Neubauten (Schulhaus Weid II in Hausen oder die Sporthalle Stigeli) - die Erhaltung von historischen Gebäuden besonders Freude macht.
Ja, seit etwa 20 Jahren habe ich immer wieder Aufträge im Bereich der Sanierung von historischen Gebäuden. Beispiele in der näheren Umgebung sind: Das Gerichtshaus und Gefängnis Affoltern am Kronenplatz, das alte Sekundarschulhaus Chilefeld, die "Oberi Sägi" beim Sternenplatz (das wohl älteste Gebäude in Affoltern), die "Herberge" in Aesch bei Birmensdorf und einer der ältesten Bauernhöfe im Kanton Zürich in Watt bei Regensdorf.
Es scheint mir aber auch wichtig, neuere Bauten in den Kataster der erhaltenswerten Gebäude aufzunehmen, also auch Gebäude, die erst fünf Jahre alt sind, aber die für diese Epoche typisch sind.

Gibt es Projekte, die in nächster Zeit anstehen?
Ja, die Restaurierung des wunderschönen Butzenhauses an der Butzenstrasse in Affoltern, ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, steht jetzt in der Projektierungsphase. Das wäre ein besonders schöner Auftrag …

Sie arbeiten - schon im Pensionsalter - immer noch weiter. Warum?
Ja, die Arbeit, welche ich zusammen mit meinem Sohn und 14 Mitarbeitern (davon jährlich zwei bis drei Lehrlinge) hier und im Büro in Rapperswil ausübe, macht mir immer noch grossen Spass. Allerdings leiste ich mir zusammen mit meiner Frau längere Ferien, von denen meine zweite Leidenschaft, das Fotografieren und die daraus resultierenden Diashows Zeugnis geben. Das sind eine Art Reiseberichte in Bild und Ton aus der Wüste, dem Himalayagebirge, dem Tibet.

Da darf man ja weiterhin gespannt sein, von Ihnen zu sehen und zu hören. Ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Interview: Ernst Schlatter

Bilder:

  1. Paul Roos, Architekt aus Rifferswil war für die Renovation der Kirche Knonau zuständig. (Bild eschla)
  2. Die Kirche Knonau erstrahlt in neuem Glanz. (Bild eschla)